Fotografieren im Nationalpark Neusiedler See
Inzwischen besuchte ich den Nationalpark Neusiedler See bereits viermal; zwei Mal im letzten Jahr und auch heuer war ich schon zwei Mal vor Ort. Das erste Mal besuchte ich diese Gegend mittels eines Workshops von „Die Naturfotowerkstatt“ mit Heinz Hudelist und Robert Haasmann . Gleich vorweg: Ich kann einen Workshop mit den beiden sehr empfehlen. Die weiteren Male erfolgte auf eigene Faust. Und jedes mal hatte ich neue Eindrücke bzw. konnte auch andere Tiere fotografieren.
Hinweis vorab
Gleich vorweg: In diesem Blogbeitrag werde ich keine Plätze verraten. Denn das tut ein Naturfotograf zum Schutz der Tiere nicht. Aber die meisten sind einfach zu finden. Ich möchte deshalb mit diesem Blog-Beitrag eher einen Wegweiser bieten.
Vegetation im Wandel
Jedes Mal wenn ich den Nationalpark besuchte sah ich bereits eine andere Vegetation vor. Das liegt einerseits an der Jahreszeit und andererseits am Wetter. Wenn man sich mit anderen Fotografen unterhält, die den Nationalpark schon länger besuchen, war es früher wohl besser. Das soll jetzt kein typisches Jammern sein, sondern bezieht sich darauf, wie sich alle Plätze verändern.
Eine große Veränderung dürfte mit dem Klimawandel zusammenhängen. Denn nach den Erzählungen vieler Fotografen, die ich unter anderem vor Ort getroffen habe, reichte das Wasser früher bis in Landschaft. Das bedeutet, dass der Wasserstand um einiges höher war. So gab es anscheinend Gegenden, bei denen das Wasser bis zu den Wegen und Straßen reichte. Infolgedessen waren auch die Wasservögel sehr nah zu beobachten. Andere berichteten, dass es früher mehr Vögel zu sehen gab. Das dürfte sich auch mit diversen Berichte der Organisation BirdLife decken, die regelmäßig veröffentlicht werden.
Für jemanden wie mich, der den Nationalpark erst seit letztem Jahr regelmäßig besucht, ist das fast unvorstellbar. Aber was ich selber schon feststellen konnte, dass die ganzen sogenannten Lacken im Frühling noch Wasser hatten und ab Sommer bis spätestens Herbst ausgetrocknet waren. Dies ist davon abhängig wie sehr es im Winter bis Frühling geschneit bzw. geregnet hatte.
Fotografieren
Das soll aber jetzt nicht bedeuten, dass man gar keine Tiere mehr beobachten kann. Im Gegenteil, es sind dann auch andere Tiere zu beobachten. So zum Beispiel konnten Freunde und ich einmal einen Fuchs beobachten und fotografieren, wo man diesen nie vermutete. An jenem Wochenende sogar drei Mal und auch noch am selben Ort!
Vorbereitungen
Eine Garantie für gute Fotos hat man ja in der Natur nie. Manchmal sind die Bilder auch nur dokumentarisch. Ebenso kann es vorkommen, dass überhaupt keine Tiere zu sehen sind.
Was also tun, um die Chancen zu erhöhen? Wie immer gilt es zu recherchieren. Ein guter Anlaufplatz ist in diesem Fall das Informationszentrum des Nationalparks Neusiedlersee in Illmnitz. Hier gibt es eine Infotafel, welche Vögel man gerade beobachten kann. Ebenso gibt es eine Liste, wo Fotografen und Vogelbeobachter ihre Sichtungen eintragen können. Diese werden dann von Zeit zu Zeit auf https://www.ornitho.at veröffentlicht.
Man bekommt im Informationszentrum sehr viele Informationen wie Flyer, Karten, es gibt eine Bibliothek und man kann Touren mit Ranchern buchen. Diese Informationen sind zum Teil auch auf der Homepage http://www.nationalpark-neusiedlersee-seewinkel.at zu finden. Ebenso findet man dort auch eine Auflistung der Tiere, welche man über das Jahr hinweg immer wieder beobachten kann. Diese Liste ist später auch hilfreich, um seine fotografierten Tiere zu bestimmen.
Unbedingt zu beachten sind die Verhaltensregeln die existieren. Denn der Nationalpark hat Wegegebot! Einige Gebiete sind nur zu Fuß bzw. zumindest mit dem Rad erreichbar. Das heißt, das Auto muss auf den vorhandenen Parkplätze abstellen und anschließend sind einige Meter zu Fuß zu gehen. Beispielsweise besuchte ich heuer die weißen Esel. Für diese Strecke musste ich fast 30 min mit der Ausrüstung in der Sonne gehen. Das bedeutet: Wasser nicht vergessen!
Noch ein Tipp:
Im Informationszentrum des Nationalparks gibt es auch einen kleinen aber feinen Shop. Dort kann man zum Beispiel folgende Bücher und Publikationen kaufen, die es meiner Meinung wert sind:
- Vögel beobachten im Seewinkel, Leander Khil
- Artenliste – Die Vögel des Neusiedler See Gebiets, BirdLife und Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel. Dieses Heft gibt es auch zum Download auf der Homepage des Nationalparks
- Die Vogelwelt Burgenland, J. Fally/G. Spitzer/R. Triebl, Fallyverlag
Einerseits findet man auch Richtwerte, wann man die Vögel beobachten kann anderseits sind diese dann auch eine gute Bestimmungshilfe.
Zeiten zum Fotografieren
Wenn es dann ums Fotografieren geht, dann heißt es früh aufstehen und relativ bald bei den Beobachtungspunkten, die es von seitens des Nationalparks gibt, zu sein. Denn viele Tiere sind schon vor Sonnenaufgang mit der Futtersuche beschäftigt. Es gibt aber auch Tiere, die sind wiederum eher am abends vor Sonnenuntergang aktiv sind. Die Informationen dafür erhält man via Steckbriefen der jeweiligen Tiere in Sachbücher oder Lexika.
Natürlich nützt ein Fotograf auch das Beste Licht und das ist sicher nach Sonnenaufgang bzw. vor Sonnenuntergang.
Fotografie am Ansitz
Der Nationalpark Neusiedler See bietet viele vorgefertigte Plätze, um Ansitzfotografie zu betreiben. Nachdem diese aber nicht sehr groß sind, bieten diese auch nicht sehr viel Raum für viele Fotografen und Vogelbeobachter. Und je nach Jahreszeit (zum Beispiel im Frühling) sind auch entsprechend viele unterwegs. Kommt man zu spät, hat man womöglich keinen Platz mehr. Dies kann man natürlich nicht verallgemeinern.
Zum Beispiel heuer im Frühling war ich mit Freunden unterwegs. Als wir ankamen waren schon ein paar Fotografen anwesend und belegten bereits die Besten Plätze. Also konnten alle, die nach uns kamen nur noch die schlechten ergattern oder mussten umkehren. Im Gegenzug als ich heuer im Sommer den selben Platz wieder aufsuchte, war ich für mehrere Stunden ganz alleine.
Hat man aber seinen Platz gefunden, dann heißt es leise sein Equipment aufzubauen und geduldig auf die Tiere zu warten. Dabei ist es von Vorteil einen Sitzhocker mitzunehmen und die Kamera samt Objektiv auf ein Stativ zu befestigen. Um im Falle des Falles schnell reagieren zu können hilft dann auch ein Gimbal.
Bei der Kleidung sollte es in der Natur selbstverständlich sein, dass diese keine (!) knalligen Farben haben sollten.
Leider sind die Beobachtungsstellen nicht so gebaut, dass man die Tiere auf Augenhöhe fotografieren kann. So sind diese entweder leicht erhöht, um weit in die Ebene sehen zu können – also gut für die Vogelbeobachter – oder es handelt sich einfach nur um Wände, die Öffnungen haben. Wenn jetzt Watvögel im Sand nach Futter suchen, sind diese somit von „oben nach unten“ zu fotografieren. Dies ist natürlich nicht förderlich für ein gutes Bild. Dafür ist es aber möglich die Vögel gut im Landeanflug zu fotografieren.
Fotografie vom Auto aus
Bei einigen Vogelbeobachtungsplätzen ist eine Pirschfahrt angesagt. Das heißt, man fährt die Straße langsam entlang entlang und beobachtet aufmerksam links und rechts von der Straße die Sträucher und Wiesen, ob Vögel vorhanden sein. Dabei schadet es nicht auch dem Vogelgezwitscher zu lauschen.
Um vom Auto heraus zu fotografieren bieten sich sogenannte Bohnensäcke an, die man auf das offene Fenster legt. Damit wird verhindert, dass weder das Auto noch die Kamera samt Objektiv beschädigt wird. Zusätzlich gibt es auch noch Autostative.
Da mit offenen Fenstern gefahren wird, heißt es ganz klar: Musik/Radio aus! Ist das Tier erspäht stellt man sich so hin, das andere Autos passieren können und wartet auf den perfekten Moment. Natürlich ist der Motor des Fahrzeugs abzustellen, um nicht noch mehr unnötigen Lärm zu verursachen und die Tiere zu vertreiben.
Fototechnik
Zum Schluss noch etwas über die Fototechnik: Die allgemeinen „Fotoregeln“, die man in der Literatur findet gelten selbstverständlich auch hier. Nun muss man unterscheiden, ob man die Vögel im Flug bzw. die Säugetiere wie Feldhasen im Lauf, diese im Stand, bei der Futtersuche bzw. beim Fressen fotografieren möchte.
Folgende Angaben sind Erfahrungen die ich bis jetzt, inkl. besuchter Workshops, gemacht habe. Andere Fotografen verwenden eventuell andere Einstellungen:
- Programm:
In der Literatur wird für solche Aufnahmen gerne das Programm für Zeitvorwahl (S oder TV) vorgeschlagen. Die Kameras stellen dann selbständig ISO und Blende ein. Oft kann man hier auch noch die ISO fest vorgaben.
Ich gehe hingegen anders vor. Ich verwende gerne das Programm M (Manuell) dafür und stelle mir die Zeit und Blende fix ein. Bei der ISO gebe ich keinen fixen Wert vor. Stattdessen verwende ich einen ISO-Bereich ein. Das heißt, ich lege einen Minimum- und einen maximalen Wert fest. Letzteres ist meine absolute Schmerzgrenze, wo ich persönlich die Grenze für nicht allzu verrauschte und noch bauchbare Bilder sehe. Bei meiner Kamera ist dies ISO 1600, eventuell noch ISO 3200. Es gibt aber schon neuere Kameras, bei denen man locker die ISO-Grenze weitaus höher ansetzen kann. - Blende:
Grundsätzlich empfiehlt es sich eine kleine Blendenzahl (z.b. f4 bzw. f5.6 oder noch kleiner wie f2.8, wenn möglich) zu verwenden. Speziell wenn das Tier noch vom Hintergrund schön abgrenzt werden soll. Der Fotograf spricht hier von „Objekt freistellen“. - Verschlusszeit:
Auf alle Fälle wird eine Verschlusszeit mit mindestens dem Kehrwert der verwendeten Brennweite benötigt, damit das Tier auch scharf abgebildet werden kann. Das heißt bei einer Brennweite von 600 mm muss die Verschlusszeit auch mindestens 1/600 betragen. Handelt es sich um eine Kamera mit Crop-Faktor wird dieser noch multipliziert. Somit wird bei einer APS-C-Kamera mit Faktor 1,5 schnell mal eine Verschlusszeit von mindestens 1/900. Da Tiere sich bewegen und nicht extra für uns Fotografen stehen bleiben, muss das die Zeit natürlich noch viel kürzer angesetzt werden. So kann es schon sein, dass für Vögel im Flug bzw. Feldhasen im Lauf eine Verschlusszeit von 1/2000 Sekunde benötigt wird. Bei einem Greifvögel im (Angriffs-)Flug wird diese noch kleiner anzusetzen sein. So kann dabei schon mal eine Zeit von 1/4000 Sekunde herauskommen. Hat die Kamera oder das Objektiv einen Bildstabilisator kann dieser dazugeschaltet werden, was einem wieder unterstützt.
Damit man nun ein korrekt belichtetes Bild erhält, wird es bei sehr kurzen Verschlusszeiten nötig sein, eventuell noch die ISO(-Grenze) zu erhöhen oder eine noch kleinere Blendenzahl einzustellen. Gerade wenn uns die Natur nicht viel Licht spendet, wird dies schnell nötig. - Autofokus:
Um das Tier im Sucher der Kamera verfolgen zu können, stelle ich den Autofokus auf AF-C (oder auch AI Servo-AF genannt) und die Autofokus-Felder auf Tracking. - Einzelbild oder Serienbild?
Das ist nun eine philosophische Frage, die jeder Fotograf unterschiedlich beantworten wird. Um die Chance zu erhöhen, dass ein scharfes Bild entsteht besteht die Möglichkeit auf Serienbilder umzustellen. Der Nachteil ist hier natürlich, der relativ hohe Ausschuss. Wenn die eigene Kamera beispielsweise 12 Bilder pro Sekunde schafft und man schlussendlich nur ein Bild benötigt, müssen alle kontrolliert werden. Wird der Auslöser zum Beispiel für 4 Sekunden gedrückt, entstehen dabei dann 48 Bilder, die alle durchgesehen werden wollen. Bei einem erfolgreichem fotografischen Tag werden mit der Serienbildfunktion also sehr viele Bilder auf die Speicherkarte gebannt.
Ist das nicht gewünscht, dann ist die Einstellung „Einzelbild“ die bessere Wahl. Allerdings wird eine ruhige Hand benötigt. Ebenso sollte dafür die Technik für sogenannte Nachzieher geübt sein. - Sonstiges:
Grundsätzlich empfiehlt es sich einen Blick in die Bedienungsanleitung der Kamera zu werfen. Den oftmals geben die Hersteller eigene Tipps, welche Einstellungen man in welcher Situation treffen soll.
Wieder zu Hause
Zu Hause heißt es dann Bilder auszusortieren. Nachdem ich dann gerne weiß, was ich fotografiert habe, versuche ich die fotografierten Tiere zu bestimmen. Ich finde dies auch eine interessante und spannende Tätigkeit. Denn ich lese gerne auch den Steckbrief über das Tier. Beim nächsten Besuch kann ich dieses Wissen schon wieder anwenden. Das heißt, ich weiß womöglich gleich um welches Tier es sich handelt bzw. wo es eventuell Unterschlupf bzw. Nahrung sucht. Und vor allem zu welchen Tages- oder Jahrzeiten dieses anzutreffen sind.